"Selig sind die Leidtragenden,
denn sie sollen getröstet werden." Mit jeder weiteren Seligpreisung vertieft sich die Kluft zwischen den Jüngern und dem Volk. Immer sichtbarer wird die Jüngerschaft herausgerufen. Die Leidtragenden sind die, die im Verzicht auf das, was die Welt Glück und Frieden nennt, zu leben bereit sind, die mit der Welt nicht auf einen Ton gestimmt werden können, die sich der Welt nicht gleichstellen können. Sie tragen Leid über die Welt, ihre Schuld, ihr Schicksal und ihr Glück. Die Welt feiert und sie stehen abseits; die Welt schreit: freut euch des Lebens, und sie trauern. Sie sehen, dass das Schiff, auf dem festlicher Jubel ist, schon leck ist. Die Welt phantasiert von Fortschritt, Kraft, Zukunft, die Jünger wissen um das Ende, das Gericht und die Ankunft des Himmelreiches, für das die Welt so gar nicht geschickt ist. Darum sind die Jünger Fremdlinge in der Welt, lästige Gäste, Friedensstörer, die verworfen werden. Waum muss die Gemeinde Jesu bei so vielen Festen des Volkes, in dem sie lebt, draußen stehen? Ob sie ihre Mitmenschen nicht mehr versteht? Ob sie dem Menschenhass und der Menschenverachtung verfallen ist? Keiner versteht seine Mitmenschen besser als die Gemeinde Jesu. Keiner liebt die Mitmenschen mehr als die Jünger Jesu - eben darum stehen sie draußen, eben darum tragen sie Leid.
Bonhoeffer, Dietrich: Nachfolge. 3. Auflage der Taschenbuchausgabe. München: Gütersloher Verlagshaus 2008 (=Dietrich Bonhoeffer Werke, Band 4), S. 102/103.
Bonhoeffer, Dietrich: Nachfolge. 3. Auflage der Taschenbuchausgabe. München: Gütersloher Verlagshaus 2008 (=Dietrich Bonhoeffer Werke, Band 4), S. 102/103.
joseph_egger - 16. Okt, 11:49
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://josephegger.twoday.net/stories/172008242/modTrackback