Dienstag, 9. April 2013

Was ist das Wesen von Gebet?

Offb. 3,20:
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.

Auf den ersten Blick scheint uns dieser Vers nichts über Gebet zu sagen. Werfen wir einen zweiten Blick darauf:

Es geht darum, Jesus einzulassen. Wenn wir Jesus in unser Herz lassen, müssen wir zu ihm beten, mit ihm kommunizieren, Gemeinschaft mit ihm haben. Mit Worten oder auch mit einem stillen Gebet des Herzens. Überhaupt will ich heute unseren Horizont auf Gebet erweitern. Gebet ist nicht nur das bloße Reden mit Gott. Es ist viel mehr.

Jesus steht vor der Tür unseres Herzens und klopft an. Durch ein ernsthaft gemeintes Gebet lassen wir Jesus hinein. Wir sehen hier, dass es nicht unser Gebet ist, das Jesus in Bewegung bringt, sondern dass es eine Antwort auf sein Klopfen ist. Das heißt, Jesus tut zuerst etwas. Er steht nämlich vor der Tür und wartet auf Einlass. Aber er bricht nicht bei uns ein. Wir müssen reagieren und ihn hineinlassen.

Gebet ist ein Atemholen der Seele: Dieses Bild kann man so erklären, dass Jesus uns immer umgibt, er immer da ist. Und wir brauchen nur unsere Seele zu öffnen. Wir müssen nicht irgendwo hingehen oder irgendetwas tun, damit Jesus da ist, sondern er ist da, wie die Luft die uns umgibt. Und wie wir mit der Luft, die uns umgibt, unsere Lunge füllen, sollten wir auch unsere Seele mit Jesus Christus, mit seiner Gnade füllen, indem wir eben Jesus in unser Herz lassen.

Ein weiterer Aspekt ist, dass Gott mit uns dort sein Mahl halten will. In der Bibel bedeutet Mahl immer eine vertrauliche und festliche Form vom Zusammensein. Eine tiefe Gemeinschaft. Und weil das Gebet das vertraulichste und festlichste Zusammensein zwischen Gott und dem Menschen ist, wird hier das Bild vom Mahl verwendet. Wer betet, hat also direkte Gemeinschaft mit Gott.

Und weiter: Wenn Gebet eine solche vertrauliche und festliche Gemeinschaft mit Gott ist, dann geht es vor allem darum, Jesus in unsere Not mit einzuschließen. Als Zusammenfassung möchte ich folgenden Satz zitieren: „Beten bedeutet nichts weiter, als Jesus Zugang zu uns gewähren, so dass er an unsere Not herankommen kann, und ihm erlauben, unsere Not zu teilen und sie zu überwinden, wenn seine Stunde gekommen ist.“

4. Mose 21,5-9: Als die Israeliten sich wieder einmal versündigt hatten, hat Gott ihnen giftige Schlangen geschickt. In dieser Not oder wegen dieser Not hat sich das Volk wieder an Gott gewendet und ihn um Hilfe gebeten. Gott hat nicht einfach die Schlangen weggetan, sondern er hat zu Mose gesagt, er soll eine Schlange aus Kupfer im Lager aufhängen. Und jeder, der nur auf die Schlange schaut, ist sofort geheilt. So war das einzig notwendige, sich umzuwenden und auf die Schlange zu schauen. Wenn die Anordnung gewesen wäre, hinzugehen und die Schlange zu berühren, hätten es viele wahrscheinlich nicht geschafft. Aber so war nur ein Blick notwendig von da wo man gerade war. Und genauso ist es mit Jesus. In unserer Not müssen wir nichts anderes tun, als den Blick auf ihn zu richten. Mag sein, dass Jesus dann nicht sofort alle „Schlangen“ wegnimmt. Aber ein Blick auf Jesus bringt letztlich vollkommenes Heil. Johannes 3,14-15: Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Den Blick auf Jesus richten kann man eigentlich immer und überall. Man muss nicht etwas Bestimmtes tun oder irgendwo hingehen, sondern ich kann es immer hier und jetzt machen.

Im Gebet geben wir auch Jesus die Möglichkeit, dass er seinen Namen in unserer Not verherrlicht. Unsere Probleme, unsere Not ist es oft, die uns erst zu Jesus hintreibt. Und deshalb kann man auch dankbar für gewisse Nöte sein, weil sie uns wieder in die Gegenwart von Jesus bringen, weil sie uns dazu bringen, wieder auf Jesus zu schauen. Die Größe von Gott erkennen wir oft erst, wenn wir große Probleme haben.

Gebet ist viel mehr als nur Worte. Das sehen wir an einer anderen Stelle, nämlich da, wo Jesus zum Lahmen sagt: Deine Sünden sind dir vergeben. Das hat Jesus gesagt, bevor der Lahme überhaupt irgendetwas getan oder gesagt hatte – er konnte ja gar nicht. Aber warum hat Jesus ihm zuerst die Sünden vergeben? Erstens war es das wichtigere und zweitens war es das Gebet des Lahmen. Ein Gebet ohne Worte. Der Wunsch, die Sünde und die Schuld loszuwerden. Ein Herzensgebet.

Das Gebet geht tiefer als all unsere Worte. Das Gebet ist eine Beschaffenheit vom Herzen, ein Gemütszustand, eine Herzensstellung, die Gott sofort als Gebet, als Ruf vernimmt, bevor wir irgendetwas gesagt haben. Für uns ist es wichtig, die Dinge in Worte zu fassen, aber für Gott zählt in erster Linie die Herzenseinstellung. Ich glaube, dass wir so einige Gebete nicht wirklich in Worte fassen, weil wir es oft gar nicht schaffen, etwas in Worte auszudrücken. Aber auch das ist Gebet. Es sei hier erinnert an die Stelle, wo es heißt, der Vater weiß schon bevor man ihn bittet und auch an die Aufforderung: „betet ohne Unterlass“. Das ist Gebet als Herzenseinstellung. Was nicht heißt, dass man das Beten mit konkreten Worten vernachlässigen sollte.

Jetzt möchte ich noch zwei Voraussetzungen von Gebet nennen:

1. Hilflosigkeit
2. Glaube

Wir sind hilflos und abhängig von Gott. Eigentlich sind es nur die Hilflosen, die überhaupt beten können. Es ist wie ein Baby, das von seiner Mutter zu 100 Prozent abhängig ist. Das Kind kann nicht eine Bitte, einen Wunsch, ein Bedürfnis in Worten ausdrücken. Aber es kann schreien und die Mutter weiß, was für eine Bitte in dem Schreien liegt. Vielleicht gibt es Situationen, in denen wir gar nicht wissen, was wir überhaupt brauchen. Und dann hört Gott unser Schreien und versteht es. Und so wird unsere Hilflosigkeit zum stärksten Gebet. Wieder ein Zitat: „Unsere Hilflosigkeit ist es, die Jesus die Tür völlig öffnet und ihm Zugang verschafft zu all meiner Not.“ Hilflosigkeit ist bei uns in allen Bereichen zu finden: Vergebung der Sünden, ihre Überwindung, das neue Leben in der Seele, das Wachsen in der Gnade oder die Treue im täglichen Zusammenleben mit Gott und Menschen. Es geht darum, zu erkennen wie unfähig unsere Natur ist, zu glauben, zu lieben, zu hoffen, zu dienen, zu opfern, zu leiden, zu lesen, zu beten und gegen die Lust der Sünde zu kämpfen. Und unsere Hilflosigkeit betont Jesus, wenn er sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Wir brauchen eine Grundeinstellung der Hilflosigkeit, denn nur dann hören wir auf zu strampeln und lassen einfach Jesus tun.
Aber Gebet ist etwas, wo der Satan gerne ansetzt uns zu verwirren und unsere Herzen von Gott wegzutreiben. Und so gibt es Feinde des Gebetes:

„Wenn mir Gott nicht antwortet, liegt das daran, dass ich nicht richtig bete.“ Man denkt sich, ob das nicht eh nur leere Worte sind, die man von sich gibt. Aber genau diese Hilflosigkeit, dass man nicht beten kann, hört Gott. Außerdem sei hier wieder gesagt, dass es nicht mein Gebet ist, das Gott in Bewegung bringt, sondern eine Frucht davon, dass Jesus an mein Herz klopft.

Oft verstehen wir die Antwort, die Gott gibt nicht richtig oder nicht sofort. Oft hat man sich vielleicht eine bestimmte Antwort von Gott erwartet, erhofft: Frieden, Gewissheit, Freude in der Seele. Und wenn man das nicht bekommt, glaubt man, Gott hätte nicht geantwortet. In Johannes 13,7 sagt Jesus zu Petrus: „was ich tue, das verstehst du jetzt nicht, aber du wirst er hernach erfahren.“ Gott ist so groß, dass kein Geschöpf ihn völlig verstehen kann. Und so kann kein Mensch Gott begegnen, ohne auch auf seine Unbegreiflichkeit zu stoßen.

Zum Schluss noch der Glaube: Auch der Glaube ist essenziell für das Gebet. Glaube und Hilflosigkeit: „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen“ (Hebräer 11,6). Ohne Glauben ist die Hilflosigkeit nur ein nutzloser Notschrei in die Nacht. In Jakobus 1 werden wir aufgefordert, im Glauben zu bitten und nicht zu zweifeln. Jesus sagt, dass wer glaubt und keinen Zweifeln hat, zum Berg sagen kann, er soll sich erheben und ins Meer stürzen, und es wird passieren. Die Folgerung: Jeder zweifelt. Und in Jakobus heißt es auch, dass ein Zweifler unbeständig ist auf allen seinen Wegen. Und genau diesen Zweifel benutzt der Teufel wieder, uns vom Gebet wegzutreiben. Wir merken, wir zweifeln an Gott und beten trotzdem und merken keine Änderung. Und nach einer gewissen Zeit fragt man sich, dass der Zweifel daran schuld ist und man traut sich gar nicht mehr zu beten, weil man ja keinen oder zu wenig Glauben hat. ABER du hast dann oft mehr Glaube als du denkst. Denn das Wesen des Glaubens ist, zu Christus zu kommen. Der Glaube besteht zuerst darin, dass der Sünder, anstatt davonzulaufen, jetzt mit seiner Sünde in das Licht von Jesus tritt. Wer das tut, der glaubt. Johannes 6,37: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ 1. Johannes 1,9: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt.“ Zwischen Unglaube und Zweifel besteht ein großer Unterschied: Wer ungläubig ist, will nicht glauben. Wer zweifelt, der hat eine Schwäche, die sich manchmal über den Glauben legt. Zweifel ist so etwas wie Glaubensschmerz. Zweifel ist ein Leiden. Und auch der Zweifel dient uns zum Guten. Das letzte Beispiel: Markus 9,14-30. Der Mann sagt zu Jesus: "Ich glaube Herr, hilf meinem Unglauben!“ Ist er jetzt gläubig oder ungläubig? Er zweifelt im Glauben. Der Mann ist sich nicht ganz sicher, dass Jesus helfen kann. Und als Jesus sagt: „alles ist dem möglich, der da glaubt“, macht er den Mann auf seine Zweifel aufmerksam. Aber es gibt auch echten Unglauben in Markus 6,5-6: Und er konnte dort nicht eine einzige Tat tun ... und er wunderte sich über ihren Unglauben. So wie der Mann sollen auch wir mit Jesus über unsere Zweifel sprechen. Was bringt es, wenn wir unseren Glauben forcieren und uns einreden, einen starken Glauben zu haben. Es ist besser, mit den Zweifeln ins Gebet zu Gott zu gehen und ehrlich zu sein vor ihm und vor uns selbst.

(nach Ole Hallesby)

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