Gedanken

Mittwoch, 2. März 2022

Fastenzeit

Fasten hat eine lange Tradition. Ich weiß nicht, ob heutzutage Fasten noch viel praktiziert wird. Es geht jedenfalls um bewussten Verzicht. Klassiker: Alkohol und Kaffee. Beides Getränke, die man zum Leben nicht braucht und trotzdem "braucht" man sein Bier oder seinen Kaffee "jetzt". Und ein Koffeinentzug ist gar nicht mal ohne, denn der kann übelste Kopfschmerzen verursachen. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass zeitweiser Verzicht, der auch wirklich als Verzicht wahgenommen wird, dazu führt, dass man manches wieder mehr wertschätzen und mehr genießen kann. Denn auch, wenn man das eine oder andere zum eigentlichen Leben nicht braucht, ist es eine große Bereicherung, und als Mensch dürfen wir auch genießen. Jetzt aber gilt es, 40 Tage auf bestimmte Dinge aktiv zu verzichten.

Samstag, 26. Dezember 2020

15 Jahre Sepps Weblog

Am Montag, 26.12.2005 schrieb ich meinen ersten Beitrag auf diesem Weblog. Es ist heute genau 15 Jahre her. Allzu oft ist diese Seite eingeschlafen, wurde nicht mehr aktualisiert, bis ich irgendwann aus der Versenkung aufgetaucht bin, um wieder ein paar Zeilen zu schreiben. Die abstinenten Phasen gingen teils über Monate und Jahre. Trotzdem bin ich hier und schreibe heute und habe den 15. Geburtstags meines Weblogs nicht vergessen.

Es war eine andere Zeit. Facebook war gerade mal 1,5 Jahre alt, Youtube ein paar Monate, Instagram hat es noch lange nicht gegeben. StudiVZ war ein Monat alt, konnte aber letztlich gegen Facebook wohl nicht bestehen.

2005 waren Smartphones noch weitgehend unbekannt, das änderte sich erst mit der Einführung des iPhones 2007. Technisch betrachtet ist das heute unbrauchbarer Schrott, damals war es die neueste Technik.

Es klingt ein bisschen, als wenn man von einer anderen, weit entfernten Zeit spricht. Aber es sind wirklich nur 15 und nicht 150 Jahre.

Social Media, Tablets und Smartphones sind so mit unserem Leben verwoben, dass man das Gefühl hat, es würde das schon alles immer gegeben haben. Vor 20 Jahren, im Jahr 2000, hat noch kein Mensch etwas von Facebook, Youtube, Instagram und Co. gewusst. Das, womit sich heute Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen jeden Tag stundenlang beschäftigen, hat es vor 20 Jahren nicht gegeben.

Immerhin, Ebay und Amazon gab es schon. Aber auch die kann man mit heute nur schwer vergleichen. Laut Wikipedia entsprach der Umsatz von Amazon 2019 dem 40,5-fachen des Jahres 2004. Ebay bringt es "nur" auf den dreifachen Umsatz.

Es gab im Netz noch nicht so viele Möglichkeiten, sich selbst zu präsentieren und zu inszenieren. Heute ist es völlig normal, dass alle möglichen Menschen sich selbst in Social-Media-Plattformen zeigen und jede Banalität ihres Lebens dokumentieren und verbreiten, so, als wäre ihr Leben im Gegensatz zu dem anderer etwas Besonderes.

Es wird immer schwieriger, die Spreu vom Weizen zu trennen. Das Internet ist wie eine Mülldeponie, in der das meiste eben unbrauchbar ist, manches aber auch durchaus wertvoll und hilfreich. Die Suche nach dem Wertvollen und Hilfreichen ist die Kunst, die Vermeidung von Verstrickungen in Banalitäten eine unabdingbare Voraussetzung für die sinnvolle Nutzung des Internets.

Eine der größten Veränderungen dürfte das Smartphone mit sich gebracht haben. Auch das kann sehr hilfreich sein, aber im Grunde genomen hasse ich Smartphones. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie zu Oberflächlichkeit, Konzentrationsschwächen/Unaufmerksamkeit, schlechterem Gedächtnis, schlechterem Lernen und vielen weiteren Schäden führen, vor allem auch, weil kleinen Kindern der gesamte Raum des Internets mit all seinen Inhalten frei zur Verfügung steht.

Über die Überwachung, die durch Smartphones möglich wird, braucht man gar nicht zu reden. Es wird auch unterschätzt, wie sehr gesteuert wird, welche Inhalte man am Smartphone am meisten wahrnimt. Alles in allem kann man durchaus die Frage stellen, ob der Nutzen die Kosten überwiegt.

Heute sehen wir uns damit konfrontiert, dass Konzerne wie Youtube und Google zensieren was das Zeug hält und steuern, was man als Erstes präsentiert bekommt. Amazon ist einer der mächtigsten Konzerne der Welt und wird - dank der Corona-Maßnahmen - immer mächtiger, die Sprünge scheinen immer größer zu werden. Den mächtigsten Firmen der Welt kommt die Krise jedenfalls zugute. Sie sind keine Krisenverlierer, sie schaffen es, dass immer mehr Geld von "unten nach oben" fließt.

2005 alles noch kein Thema, wobei in den Jahren der Erstarkung dieser Konzerne immer wieder gewarnt wurde.

Jetzt ist es so, dass ein Leben ohne Youtube, Amazon, Facebook, Smartphone, Google etc. nicht mehr möglich erscheint. Letzlich wird ALLES an das Internet - und meist spielen diese Konzerne da auch eine Rolle - angeschlossen. Geräte, die man hat, inklusive Haushaltsgeräte, wie z. B. Geschirrspüler, Waschmaschine, etc. - im Grunde genommen das ganze Haus (Smart-Home). Gleiches gilt für das Auto, und weil das Handy auch mal woanders liegen kann, ist eine Smartwatch hilfreich, sodass letzlich wir selbst auf irgendeine Weise immer mit dem Netz verbunden sind.

Es liegt auf der Hand, dass eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung durchaus möglich ist. Körperliche Parameter, Verhaltensmuster, Zeitabläufe, Denkstrukturen usw. - für alles gibt es Geräte und Apps, die diese Daten sammeln und auswerten können. Die technischen Möglichkeiten sind da und das 5G-Netz macht das sicher noch um einiges leichter.

War das vor 15 Jahren schon ein Thema? War es denkbar, wo wir heute, im Jahr 2020 sein werden?

2005 war noch die Zeit der unbeschwerten Weblogs, und dort wurde hauptsächlich geschrieben.

Wenn das Ganze mit der gleichen Geschwindigkeit weitergeht, was wird in 15 Jahren sein? Die Befürchtungen momentan gehen durchaus in Richtung digital. Digitaler Impfpass, digitales Geld, digitale Steuerung der Produktion, digitaler Unterricht etc. Am Ende dieses Weges steht dann tatsächlich eine komplette Abhängigkeit und Überwachung. Bist du zu schnell, musst du automatisch zahlen, gehst du nicht zur Impfung, gibt es die und die Einschränkung. Bist du nicht brav, gibt es Strafe, bist du brav, gibt es einen Bonus. Da fällt mir ein Land ein, das zu Beginn der Corona-Krise (und für viele auch jetzt noch) als Vorbild diente, nämlich China, denn die hatten ja die Krise schnell im Griff und kannten sich mit dem Virus aus.

Die Digitalisierung macht genau das diktatorisch-kommunistische Sozialkreditsystem möglich. Und wenn man sich anschaut, was momentan im Zuge der Corona-Krise hier in Österreich betrieben wird, drängen sich Vergleiche auf. Von Belohnung für "Test-Freiwillige" wird gesprochen. Leute, die nicht "freiwillig "mitspielen, müssen Restriktionen ertragen, und das ohne ersichtlichen Grund.

Eine Absurdität jagt die andere und es wird immer wieder noch eins draufgesetzt. Natürlich sperrt und zensiert China Seiten wie Google und Youtube einfach. Bei uns läuft das subtiler, zum einen zensieren die Plattformen selbst schon brav und zum anderen, werden immer mehr Stimmen laut, Hassrede, Hetze, Fake-News (oder das, was willkürlich so bezeichnet wird) aus dem Netz zu verbannen (=Zensur).

Das Verhalten der gegenwärtigen Krise hat gezeigt, wie schnell morgen eintreten kann, was heute als umöglich gilt. Also wenn ich über das nachdenke, was in 15 Jahren sein könnte, so fällt mir nur ein: Gott, sei uns gnädig!

Ich hoffe, mein Weblog bleibt weiter bestehen, sodass wir in 15 Jahren über die heutigen Wort nachdenken können.

Samstag, 22. August 2020

Quasi-Enteignung, Schikane, Spaltung der Bevölkerung

Die Liebe zu Verboten, Restriktionen und Einschränkungen ist bei unseren Regierenden weit verbreitet. Seit 10. Jni bis 31. Oktober dürfen an einigen Strecken im Tiroler Außerfern keine Motorräder mehr gefahren werden, die ein Standgeräusch jenseits der 95 Dezibel haben. Strafen von über 200 Euro werden ausgesprochen.

Menschen, die in der Gegend wohnen, können ihre Motorräder verschmeißen, wenn sie "zu laut" sind. Wichtig zu wissen ist, dass diese Regelung völlig legal zugelassene, serienmäßige Fahrzeuge ohne jede Manipulation betrifft und dass es keine Ausnahmen gibt, außer vielleicht bei Oldtimern. Für laute Autos gilt natürlich keine derartige Regelung.

Die Verantwortlichen in der Tiroler Landesregierung finden es offenbar gut, sowohl Urlauber als auch die eigene Bevölkerung zu schikanieren und einen weiteren Keil zwischen die Leute zu treiben. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die der Lärm nervt (zurecht!), auf der anderen Seite Leute mit relativ lauten Motorrädern (wobei auch viel vom Fahrstil abhängt). Nun ist es auf den Straßen ruhiger. Klar, die Strecken werden jetzt halt gemieden, die Leute fahren woanders. Gibt es in einer 10-köpfigen Motorradgruppe auch nur ein "zu lautes" Fahrzeug, fahren alle anderen 9 halt auch woanders hin. Für lärmgeplate Menschen angenehm, für Betriebe, die auf diesen Motorradtourismus ausgelegt sind, eher unangenehm.

Zur inneren Logik dieses Verbotes: Abgesehen davon, dass völlig legale Fahrzeuge auf einmal verboten werden, ist das Standgeräusch nicht für den Lärm, der beim Fahren erzeugt wird, ausschlaggebend. Will man laut sein, kann man auch mit einem "leiseren" Motorrad hochtourig fahren. Im zweiten Gang erreicht man da schon ganz ordentliche Geschwindigkeiten und laut ist es dazu. Genauso könnte jemand mit einem "zu lauten" Motorrad leiser fahren, indem man niedertourig fährt. Dass es nicht einmal für Anrainer Ausnahmen gibt, zeigt, wie man über einen Teil der Bevölkerung drüberfährt und Menschen mit verschiedenen Interessen gegeneinander ausspielt.

Der Straßenlärm durch laute Motoren und lautes Fahren ist in der Tat ein Problem, dem man begegnen sollte. Aber sicher nicht mit der grünen Brechstange!

Natürlich wehren sich nun entsprechende Interessensverbände und es ist zu hoffen, dass entsprechende Klagen von gestraften Menschen erfolgreich sind.

Dieses Verbot ist nur ein weiteres Beispiel, wie Regierende immer weiter unser aller Leben reglementieren und einschränken. Ingrid Felipe liegt mit ihrer Vorgangsweise komplett daneben. Sie sollte aufhören, verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen und damit noch mehr Spannungen zu erzeugen, als eh schon da sind. Sie sollte sich effektive Maßnahmen gegen den Lärm überlegen, die auch zielführend sind unter Beibehaltung unserer Freiheiten und sie sollte ihre Brechstange, mit der sie arbeitet, beiseite legen.

Sonntag, 9. August 2020

Wenn die Mama fehlt

Man könnte meinen, dass manche Erwachsene - in diesem Fall Männer - eigentlich noch ihre Mama bräuchten, um ihnen zu helfen, Konfliktsituationen friedlich zu lösen. Grund: Sie verhalten sich so, wie sich Kinder verhalten, die in etwa im Kindergartenalter sind. Männer, die eine gewisse Lebenserfahrung angesammelt haben, die vielleicht erfolgreich im Beruf sind etc. Trotzdem verhalten sich manche so infantil, dass man es gar nicht glauben mag.

Die Tiroler Tageszeitung schrieb vor wenigen Tagen über einem Streit zweier Männer im Alter von knapp über und knapp unter 50 Jahren in einem Dorf nahe Innsbruck. Ort des Geschehens: eine Engstelle einer Straße. Einer fuhr wohl hinein und gab dem anderen (armen, armen Kerl - bin untröstlich über sein Leid) nicht seinen Vorrang und setzte nicht schnell genug zurück. Konsequenzen: Gegenseitiges Anschreien, Anwendung eines Pfeffersprays, Tritte gegen Auto, Stau und Polizeieinsatz. Ob das denen wohl peinlich war?

Im Winter las ich mal von einem Pistenraupenfahrer, der körperlich von einem Tourengeher attackiert wurde, weil dieser auf einer gesperrten (!) Piste unterwegs war und von ihm auf die Gefahr des Windenseils hingewiesen wurde. Der Tourengeher - auch kein junger Mann mehr - hat sich wenisgstens danach (nachdem er ausgeforscht worden war) entschuldigt.

Auch ich wurde kürzlich aus einem Auto heraus angeschrien (Fenster auf - keif, keif - Fenster sofort wieder zu), weil ich nach Meinung des Autofahrers mich nicht mit meinem Zweirad in den (äußerst dicht frequentierten) Kreisverkehr hätte schummeln sollen.

Derartige Aggressionen erinnern mich vom Prinzip her einfach an kleine Kinder, und von denen habe ich drei. Der Unterschied ist aber, dass Kinder einsichtiger sind und leichter mit sich reden lassen...und sie haben keine Pfeffersprays oder andere gefährliche Waffen...

Samstag, 1. August 2020

Lalala

Wie ist das eigentlich mit dem Singen? Wann und wie lernt man das? Warum können manche gut singen und manche überhaupt nicht? Die meisten Menschen, die mir begegnet sind und sich zu dieser Frage geäußert haben, gaben die Antwort unter Berufung auf die Musikalität. Also musikalische Menschen können gut singen und unmusikalische eben nicht. Das ist natürlich eine recht einfache Argumentation, dass sie aber hinreichend ist, würde ich in Frage stellen.

Musikalität spielt sicher eine Rolle, das ist klar. Aber auch andere Faktoren sind für ein grundlegendes Rhythmus- und Tonalitätsgefühl und -empfinden ausschlaggebend. Hat man dies einmal bis zu einem gewissen Grad erworben, wird man es nicht mehr verlieren. Man darf davon ausgehen, dass, wenn ein Kind richtig (also rhythmisch und intonationstechnisch korrekt) singen kann, es dise Fertigkeit nicht mehr verlieren wird.

Die Fähgikeit, rhythmisches und tonales Empfinden zu erwerben, dürfte - zumindest bis zu einem gewissen Grad - in jedem vorhanden sein.

Es ist auffällig, dass vor allem Kinder gerne singen. Kleine Kinder, die nicht gerne singen, wird man wenige finden. Natürlich muss man den Interessen des Kindes aber auch entsprechend begegnen. Das heißt, sie müssen mit Musik (bzw. Singen) konfrontiert werden. Hier können Kinder zunächst eigentlich nur durch das Modell lernen, also durch Imitation (Nachahmung). Das ganze Spielen mit der Stimme, mit Lauten etc. dient nicht nur dem Sprach-, sondern auch dem Singerwerb. Deshalb ist das Erlernen von grundlegenden musikalischen Fertigkeiten genauso "einfach" wie das Sprachenlernen.

Wer im richtigen Alter (bzw. von Anfang an) mit seinen Kindern gemeinsam (richtig) singt bzw. ihnen vorsingt, verbunden mit Freude! daran, wird zwangsläufig positive Lerneffekte beim Kind erzielen. Wer das nicht macht (bzw. nicht kann) tut sich erheblich schwerer damit und muss auf ein relativ großes musikalisches Talent hoffen, sodass das Kind das Singen trotzdem erlernt.

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass für zumindest grundlegende musikalische Fertigkeiten in Bezug auf das Singen das Talent bzw. die angeborene Musikalität eher die untergeordnete Rolle spielt. Die Förderung und das Anknüpfen an vorhandene Lernfähigkeiten zur richtigen Zeit (die "Lernlücken" bei Kindern schließen sich ja irgendwann und dann wird es zwar nicht unmöglich aber doch schwieriger) spielt die zentrale Rolle.

Die Botschaft aus alldem kann also nur sein: Singt mit euren Kindern! Dass das Singen allein durch Hören von Musik aus der Box erlernbar ist, würde ich bezweifeln und man sollte sich keinesfalls darauf verlassen. Kleine Kinder lernen weder vom Bildschirm noch von anderen elektrischen Geräten. Das geht erst später, wenn sie an bereits Gelerntes anknüpfen können, dann aber auch nur bedingt, womit wir wieder bei der Problematik des digitalen Lernens sind (dazu aber an andere Stelle mehr).

Aus dem Vorsingen wird gemeinsames Singen, aus dem Vorlesen wird gemeinsames Lesen. Klingt einfacht...ist es auch. Aber man muss es machen!

Donnerstag, 30. Juli 2020

Wer ist der Chef?

Im Umgang mit kleinen Kindern taucht immer wieder das Thema der Selbstbestimmtheit auf. Was darf das Kind selbst entscheiden, wo muss es einfach gehorchen? Welche Grenzen setzt man der Freiheit des Kindes? Ich habe dazu eine interessante Beobachtung gemacht:

Ein Vater kommt auf den Balkon seiner Wohnung im dritten Stock und fragt die ca. fünf- oder sechsjährige im Hof spielende Tochter, ob sie raufkommen möchte. Die Situation spielt sich ca. um 20 Uhr ab. Die Tochter sagt entschieden "nein" und der Vater "ok". Dieses Spiel wiederhot im Abstand von wenigen Minuten ein paar Mal. Er fügt immer mehr Argumente hinzu, warum es besser wäre, sie würde jetzt kommen. Die späte Tageszeit, dass sie doch Hunger hätte, dass sie noch duschen müsste etc.
Ich werde langsam nervös und warte darauf, bis endlich so etwas wie "Du kommst jetzt!" gesagt wird, aber das passiert nicht. Und die Tochter lässt sich argumentativ auch nicht überzeugen. Irgendwann heißt es dann vonseiten des Vaters, sie solle noch einmal rutschen und dann kommen. Er geht in die Wohnung, Tochter spielt weiter. Irgendwann steht er dann selbst im Hof. Kein Schimpfen, er bleibt freundlich und geht kurze Zeit mit ihr später wieder hinauf.

Der Vater ist im Umgang mit seinem Kind sehr freundlich. Das ist gut. Was ich aber als Problem sehe, ist die Unklarheit, mit der er agiert. Zunächst wird klar signalisiert, dass die Tochter selbst entscheidet, wann sie in die Wohnung kommen will. Andererseits wird im Gesamtbild sichtbar, dass der Vater eigentlich von Anfang an wollte, dass sie sehr zeitnah in die Wohnung hinaufgeht. Dies ist für das Kind aber nicht verständlich. Kann es auch gar nicht sein, da es zunächst ja nicht gesagt wird. Dem Kind wird seine Freiheit nur vorgegaukelt, denn am Ende wird es sowieso gezwungen, der Bitte des Vaters nachzukommen.

Die Frage ist, warum er nicht einfach sagt: "Komm jetzt (!) bitte rauf!". Sollte sie dann nicht folgen, würde es klare Sanktionen geben. Eine andere Variante wäre, dass er beim ersten Mal sagt: "Du hast noch zehn Minuten, dann rufe ich dich und dann kommst du sogleich rauf!". Es ist ja eigentlich egal, solange es klar und verständlich ist und auch eingefordert wird. Wenn ich möchte, dass mein Kind in die Wohnung kommt, frage ich es jedenfalls nicht, ob es vielleicht Lust hätte, zu kommen. Ich bitte und bettle es auch nicht zwanzig Minuten lang darum.

Grundsätzlich, auch wenn das manchen nicht gefällt: Wenn ich möchte, dass mein fünfjähriges Kind in die Wohnung kommt, dann hat es zu kommen. Punkt aus. Und das singalisiere ich auch freundlich und bestimmt.

Trotzdem muss ich gestehen, auch selbst oft genug in die Falle der Unklarheit zu tappen. Das Kind kennt sich nicht dann nicht mehr aus und tanzt mir auf der Nase herum. Ich möchte das aber nicht kultivieren. Ich möchte meinem Kind nicht vermitteln, es kann immer alles selbst entscheiden und muss mir nur gehorchen, wenn es gerade Lust dazu hat...Wenn ich sage: "In fünf Minuten rufe ich und dann kommst du!", dann ist das eine Aufforderung und kein Vorschlag. Und dem entsprechend sollten wir dem Kind gegenüber agieren, damit es eine Aufforderung (der es zu gehorchen hat) von einem Vorschlag (dem es nicht gehorchen muss) unterscheiden kann.

Sonntag, 12. Juli 2020

Familienbonus - eine echte finanzielle Hilfe?

Es ist jedenfalls so, dass - sofern man einem Beruf nachgeht und Steuern zahlt - man einiges, womöglich auch alles, zurückbekommt, was als Steuer vom Gehalt abgezogen wurde. Klingt nach einer guten Sache, ist es für viele auch, beispielsweise für Besserverdiener mit mehrern Kindern.

Anders sieht es wohl bei Familien mit mehrern Kindern auch, in denen die erwerbstätigen Eltern nicht viel verdienen, also wenig Steuern zahlen. Das heißt: Sie haben mehrere Kinder, verdienen wenig und bekommen weniger Bonus.

Der Widerspruch, den ich hier finde, ist der, dass gerade einkommensschwache Familien ja eigentlich im Gegensatz zu Besserverdienern mehr Geld benötigen, Steuern hin oder her. Fakt ist, dass es denen, die mehr haben und es eigentlich weniger dringend brauchen mehr hilft, als denen, die ohnehin schon finanzielle Schwierigkeiten haben, da die Eltern vielleicht schlecht bezahlte Berufe ausüben.

Vielleicht würde jetzt jemand sagen: "Hätten's halt mal ne gscheite Ausbildung gemacht". Aber ganz ehrlich: Hilft das den Kindern? Übt einer, der "nur" Regale im Supermarkt einräumt nicht auch eine wertvolle Tätigkeit aus? Verdienen dessen Kinder keine Chancengleichheit?

Warum kann man Mütter (oder Väter), die zuhause bei ihren Kindern sind und sie betreuen und pflegen, nicht einfach bezahlen? Kinderkrippen- und Kindergartenbetreuer bekommen ja auch ein Gehalt....

Sonntag, 28. Juni 2020

Dringend und Wichtig

Wenn es um das Thema Zeiteinteilung geht, sollte man sich Gedanken machen, wie man seine Vorhaben bzw. Todos kategorisiert. Es bieten sich folgende Konstellationen an: wichtig und dringend / wichtig und nicht dringend / dringend, aber nicht wichtig / nicht wichtig und nicht dringend.

Also die letzte Konstellation lassen wir mal weg, denn warum sollte man etwas machen, das weder wichtig noch dringend ist. Hierzu sollte man sich überlegen, welche Dinge man tut, die in diese Kategorie fallen. Wenn es da welche gibt, dann am besten einfach lassen und nicht tun.

Dinge, die dringend, aber eigentlich nicht wichtig sind, gehören in der Prioritätenliste nach unten. Was könnte da beispielsweise darunterfallen? Mir fällt da ehrlich gesagt nicht viel ein. Vielleicht beispielsweise, wenn ein Produkt, das man aber nicht unbedingt braucht, für kurze Zeit billiger angeboten wird. Sollte man sich die Mühe machen und sich das Produkt holen, um einige Euros zu sparen? Dringend wäre es, aber eben nicht wirklich wichtig. Dinge, die dringend, aber nicht wichtig sind, macht man halt, wenn es gerade gut geht, also wahrscheinlich eher selten. Aber ist ja nicht tragisch.

Die wichtigen Kategorien sind die ersten beiden. Und hier spielen vor allem Dinge eine große Rolle, die wichtig, aber nicht dringend sind. Wenn man zuerst das macht, was dringend und wichtig ist, bleibt keine Zeit für wichtig, aber nicht dringend.

Deshalb: zuerst das machen, was wichtig, aber nicht dringend ist und erst dann die dringenden und wichtigen Dinge erledigen. Ansonsten läuft man Gefahr, die wichtigen Dinge, die nicht dringend sind, überhaupt nicht zu machen...und das, was dringend und wichtig ist, macht man sowieso...

Diese bzw. ähnliche Gedanken sind im Buch "7 Wege zur Effektivität" von Stephen Covey zu finden. Es ist aber schon sehr lange her, dass ich das gelesen habe.

Freitag, 12. Juni 2020

Die Österreicher sind selbstlos - 50.000 demonstrieren gegen Rassismus in Amerika

Den Begriff "Rassismus" zu definieren ist schwierig bzw. kann man es sich auch schenken. Die Bandbreite dessen, was als Rassismus bezeichnet wird, geht von ansatzweise kritischen Bemerkungen in Bezug auf die Flüchtlingskrise (z. B.) bis hin zu offener Gewalt an Menschen, die in irgendeiner Weise anders sind als man selbst im Hinblick auf vor allem biologische und kulturelle Faktoren.

Rassist nach dem heutigen Verständns der breiten Masse, ist oft auch jemand, der behauptet, Menschen aus anderen Kulturen hätten meist eine (Grund-)Mentalität, die sich von der unsrigen unterscheidet. Das kann schon ein Problem sein, denn in dieser Behauptung wird die These aufgestellt, dass nicht alle Menschen gleich sind.

Es ist schon seltsam, was man sich so zusammendenkt. Es wird von Vielfalt gesprochen und gleichzeitig davon, dass alle Menschen gleich sind, wie z. B. Mann und Frau. Was man da unter "gleich" versteht, ist sehr offen und undefiniert. Ist auch klar, denn sonst könnte hätte die Aussage "Alle Menschen sind gleich" nicht ihre beabsichtigte Wirkung.

Die Unterscheidung zwischen Gleichheit und Gleichwertigkeit scheint manchmal zu fehlen. Es ist offenkundig, dass jeder Mensch den gleichen Wert hat, die gleiche Würde, die gleichen (Menschen-)Rechte usw. In diesen Bereichen sind auch alle Menschen gleich. Aber es sind in anderer Hinsicht eben NICHT alle Menschen gleich, bzw. sind alle Menschen nicht gleich. Und das ist gut so, denn es ist gut, dass es verschiedene ethnische Gruppen gibt und dass es verschiedene Geschlechter gibt, nämlich Mann und Frau und dass nicht alle Menschen dieselbe Mentalität haben. Es gibt Gemeinsamkeiten UND Unterschiede. Beispielsweise könnten wir hier in unseren Breiten einiges in Sachen Familie und Kinderliebe von Menschen lernen, die aus dem türkischen und arabischen Raum sind. Und das ist eben deshalb der Fall, weil es da Unterschiede gibt.

Und da Gleich und Gleich sich gerne gesellt, findet oft weniger "Durchmischung" statt, als es der Begriff "Integration" vermuten lässt. Menschen mit Gemiensamkeiten sind gerne unter sich. Wer kennt das nicht auch von sich selbst? Aber das alles ist völlig normal und unbedenklich. Auch die Globalisierung und die Menschenbewegungen auf der Welt werden keine weltweit einheitliche Kultur schaffen.

Worauf ich eigentlich hinaus will: Vor kurzem hat es in Wien eine Demonstration gegen Rassismus gegeben, bei der 3.000 Menschen erwartet wurden und 50.000 Menschen gekommen sind. Diese Demo richtet sich eher auf die Ereignisse in Amerika (Tötung des Afroamerikaners George Floyd). Die Situation, die dort im Hinblick auf Rassismus herrscht, ist nicht auf Europa übertragbar. Es ist naürlich schön, dass sich trotzdem so viele Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt (die auch in Deutschland nicht ohne ist) stark machen.

Auch für die Beibehaltung unserer verfassungsmäßigen Grundrechte gingen in der letzten Zeit viele (aber längst nicht so viele) auf die Straße. Hauptsächlich Menschen, die sich einfach Sorgen machen und einiges kritisch sehen. Es fällt aber auf, dass sich wesentlich weniger Menschen um unsere Demokratie sorgen als um Rassismus und Polizeitgewalt in den USA. Aber der Österreicher ist halt selbstlos.

Naturgemäß wird von der Regierung bzw. vom grünen Anschober die Rassismus-Demonstration (ebenso wie die Klima-Demos) als super empfunden. Dass sich Menschen für unsere Grundrechte einsetzen, also etwas, das unser aller Leben - im Gegensatz zum Rassismus in den USA - direkt betrifft, wird aber nicht gelobt. Diese Menschen haben dafür einfach nicht die "richtige" vorgegebene Mainstream-Meinung.

Mittwoch, 10. Juni 2020

Meinungsfreiheit

Meinungsfreiheit ist eines unserer höchsten Güter. Man darf eine Meinung nicht nur haben, man darf sie auch sagen. Natürlich hat das irgendwo dann auch Grenzen. Laut Angela Merkel beginnt die Grenze da, wo "gehetzt wird, wo Hass verbreitet wird, wo die Würde anderer verletzt wird."

Da stellt sich dann aber eine Frage: Wer definiert, was Hetze ist? Wer bestimmt, was die Würde anderer Menschen verletzt? Wo hört Kritik auf, wo beginnt Hass? Wer kann, soll und darf das entscheiden? Wenn es nach Angela geht, dann ist das wohl die Regierung. Mit ein paar sprachlichen Kniffen und anderen Tricks kann man schnell Ungeliebtes als Hetze etc. hinstellen. So einfach kann dann die als frei geltende Meinung sehr schnell unfrei werden. Die Meiunung muss keine Hetze sein, um als solche bezeichnet zu werden. Die Beurteilung einer Meinung geschieht nicht unbedingt frei von Ideologien und politischer Agenda.

Wie sehr Andersdenkende bewusst in den Leitmedien nicht nur ignoriert, sondern auch medial zunichte gemacht werden, zeigt die Corona-Krise sehr gut. Es war (und ist) sehr auffällig, dass die Massenmedien bewusst die von oben gewünschte Meinung erzeugen und abbilden. Die Auswahl und Intention der Artikel sind sehr einseitig. Es spielt keine Rolle, ob jemand Experte ist. Wichtig ist, was der Faktencheck sagt, der sich über alles erhebt.

Die Meinungsfreiheit gibt es weiterhin. Zumindest theoretisch. Man sollte aber besorgt sein. Sehr besorgt. Abweichungen von der Mainstream-Meinung müssen auf Plattformen, wie z. B. Youtube (wo aber viel zensiert wird, weshalb viele auch nach Alternativen suchen), Dailymotion und Telegram setzen. Wenn Andersdenkende überhaupt Eingang in größere Medien finden, dann nur als Sau, die durch das Dorf getrieben wird.

Bewusst wurden kritisch Denkende als "Impfgegner, Rechtsradikale, Corona-Leugner, Linksradikale, Verschwörungstheoretiker" usw. abgetan bzw. beschimpft, obwohl es sich hauptsächlich um stinknormale Leute handelte, die besorgt sind und sich einen kritischen Blick auf die Dinge erlauben und vielleicht sogar eine andere Meinung haben.

Mir persönlich machen diese Entwicklungen große Sorge. Das Thema Meinugnsfreiheit geht weit über die Corona-Krise hinaus. Ich poste diesen Beitrag deshalb mal unter "Gedanken". Ich würde gerne mehr über die Meinungsfreiheit und die Entwicklungen dazu schreiben. Es ist eines der wichtigsten Themen überhaupt in unserer Gesellschaft. Sollte sich da eine größere Fülle an Beiträgen zu dieser Thematik ergeben, spendiere ich der Meinungsfreiheit auch einen eigenen Unterpunkt.

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