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Dienstag, 16. Oktober 2012

"Selig sind die Leidtragenden,

denn sie sollen getröstet werden." Mit jeder weiteren Seligpreisung vertieft sich die Kluft zwischen den Jüngern und dem Volk. Immer sichtbarer wird die Jüngerschaft herausgerufen. Die Leidtragenden sind die, die im Verzicht auf das, was die Welt Glück und Frieden nennt, zu leben bereit sind, die mit der Welt nicht auf einen Ton gestimmt werden können, die sich der Welt nicht gleichstellen können. Sie tragen Leid über die Welt, ihre Schuld, ihr Schicksal und ihr Glück. Die Welt feiert und sie stehen abseits; die Welt schreit: freut euch des Lebens, und sie trauern. Sie sehen, dass das Schiff, auf dem festlicher Jubel ist, schon leck ist. Die Welt phantasiert von Fortschritt, Kraft, Zukunft, die Jünger wissen um das Ende, das Gericht und die Ankunft des Himmelreiches, für das die Welt so gar nicht geschickt ist. Darum sind die Jünger Fremdlinge in der Welt, lästige Gäste, Friedensstörer, die verworfen werden. Waum muss die Gemeinde Jesu bei so vielen Festen des Volkes, in dem sie lebt, draußen stehen? Ob sie ihre Mitmenschen nicht mehr versteht? Ob sie dem Menschenhass und der Menschenverachtung verfallen ist? Keiner versteht seine Mitmenschen besser als die Gemeinde Jesu. Keiner liebt die Mitmenschen mehr als die Jünger Jesu - eben darum stehen sie draußen, eben darum tragen sie Leid.

Bonhoeffer, Dietrich: Nachfolge. 3. Auflage der Taschenbuchausgabe. München: Gütersloher Verlagshaus 2008 (=Dietrich Bonhoeffer Werke, Band 4), S. 102/103.

Dienstag, 4. September 2012

...

Freiheit im Evangelium – Galater 5,1-6.

„Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht.“ Das Thema Freiheit ist das Hauptthema des Galaterbriefes und obwohl das Wort insgesamt nur drei Mal im Brief vorkommt, dreht sich die gesamte Aussage um Freiheit.

Wenn wir das Wort Freiheit hören – an was denken wir dann? Freiheit ist ein vielfältiger Begriff: Wir kennen verschiedene Arten von Freiheit: es gibt Meinungsfreiheit, Handlungsfreiheit, Pressefreiheit, Kunstfreiheit, pädagogische Freiheit, Wissenschaftsfreiheit und politisch-philosophische Freiheit.
Im Allgemeinen versteht man unter Freiheit eine Möglichkeit, ohne jeden Zwang zwischen verschiedenen Optionen auswählen und entscheiden zu können.

Wenn wir Freiheit hören, dann denken wir in erster Linie daran, tun und lassen zu können, was man will. An dieser Aussage sieht man sofort, dass eine solche Freiheit immer Grenzen hat. Wer kann denn schon wirklich tun und lassen, was er will? Besitzt einer von euch so viel Freiheit, dass er ohne Zwang alles tun und lassen kann, was er will? Kannst du alles machen, was du gerne machen
würdest? Kannst du dir alles leisten, was du gerne haben würdest? Grenzenlose Freiheit? Bist du ein freier Mensch? Wenn dir jemand die Frage stellt, ob du ein freier Mensch bist, was antwortest du dann?

Heute soll es um eine andere Art von Freiheit gehen. Es soll um das Eigentliche der Freiheit gehen. Es soll um das gehen, was Freiheit wirklich ausmacht. Wir finden Freiheit nicht in philosophischen Definitionen und Theorien. Echte Freiheit kann es nur im Evangelium geben. Echte Freiheit kommt von ganz oben, von dem, der uns geschaffen hat.
Obwohl, wie wir alle wissen, alle guten Dinge drei sind, gibt es heute vier Punkte, die ich aus diesem Text entfalten möchte.

1. Das Gegenteil der Freiheit: Die Sklaverei
2. Die Quelle der Freiheit: Jesus Christus
3. Was nun ist wahre Freiheit?
4. Wie leben wir in dieser Freiheit?

1. Punkt: Das Gegenteil der Freiheit: Die Sklaverei

Paulus schreibt in diesem Brief, den er wahrscheinlich um 50 n. Chr. geschrieben hat, den Galatern, dass Christus sie frei gemacht hat, um auch frei zu bleiben.

Wenn man wissen will, was Paulus mit dieser Freiheit meint, ist es zunächst hilfreich, zu schauen, was das Gegenteil von Freiheit ist. Das Gegenteil der Freiheit bezeichnet Paulus hier mit Knechtschaft oder Sklaverei. Im zweiten Satz von Vers 1 heißt es: „Joch der Sklaverei“. Der Begriff „Joch“ wird bildlich verwendet. Das Joch war ein Holzbalken oder Rahmen, mit dem zwei Tiere vor den Pflug oder Wagen zusammengespannt wurden. Aus einem Joch kommt man nicht ohne Hilfe heraus, ein Joch bedeutet Belastung, Arbeit und Unfreiheit. Was für eine Art Sklaverei ist aber hier im Galaterbrief gemeint? Diese Sklaverei von der Paulus hier spricht, meint nicht im wörtlichen Sinne „Sklave für einen Herrn zu sein“, sondern Sklave des Gesetzes zu sein. Und wer ein Sklave des Gesetzes ist, der ist nicht frei. Paulus stellt hier also die Freiheit in Christus und die Knechtschaft im Gesetz gegenüber.

Wir wollen uns nun anschauen, was es mit dem Gesetz auf sich hatte: Die Galater, die sich in Kleinasien, also der heutigen Türkei befanden, wurden mit sogenannten judaistischen Irrlehren konfrontiert. Diese Judaisten waren Judenchristen, die die Lehre vertraten, dass das Gesetz heilsnotwendig ist. Sie behaupteten,
dass der Glaube an Jesus allein zu wenig sei, um erlöst zu werden.
Man müsste sich auch unter das Gesetz stellen und es befolgen.
Sie sagten, dass die Heiden, damit sind alle Nichtjuden gemeint, zuerst zum Judentum übertreten mussten, um die volle Erlösung zu haben. Dieses Eintreten ins Judentum geschah durch die Beschneidung. Deshalb lesen wir im Galaterbrief einige Male das Wort Beschneidung. Wenn sich ein Heide also beschneiden ließ, ordnete er sich mit dieser Beschneidung dem Gesetz von Mose unter und war dazu verpflichtet, es zu erfüllen.

Die Galater waren für diese Irrlehre wohl sehr offen. Deshalb war Paulus sehr besorgt, als er diesen Brief geschrieben hatte. Man sieht das daran, dass dieser Brief der einzige ist, in dem Paulus kein Lob für seine Adressaten ausspricht. Er beginnt den Brief in Kapitel 1 Vers 6 sogar mit einem Ausdruck des Zorns und der Verwunderung. Immer wieder lassen sich in diesem Brief Zurechtweisungen finden.

Wichtig ist hier noch, dass wenn wir hier das Wort Beschneidung lesen, ging es nicht um die Beschneidung an sich, sondern es ging darum, was man mit dem Ritus der Beschneidung zum Ausdruck brachte. Sich beschneiden lassen bedeutete ja, alle Gesetze einhalten zu müssen. Die Feste, die Speisevorschriften und die anderen Gebote. Das heißt, wenn ein Heide durch die Beschneidung in das Judentum aufgenommen wurde, sagte er damit aus, dass der Glaube an Jesus Christus nicht ausreichen würde, sondern er auch noch zusätzlich das Gesetz halten müsste, um wirklich erlöst zu werden. Man braucht also das Gesetz, um errettet zu werden. Stimmt das?

Paulus schreibt, dass das Gesetz niemanden rechtfertigen kann. Wenn jemand durch das Gesetz gerechtfertigt werden will, müsste er jede einzelne Regel befolgen. Egal wie sehr sich jemand anstrengt, das ganze Gesetz zu erfüllen, er wird es nicht schaffen. Paulus schreibt ja, dass jemand, der aus dem Gesetz gerechtfertigt werden will „das ganze Gesetz zu tun schuldig ist“. Sobald er einmal gegen ein Gesetz verstößt, hat er schon versagt. Lies dir einmal die fünf Mosebücher durch und stelle dir vor, du müsstest jedes einzelne dieser Gebote halten – und zwar immer. Du kannst es nicht schaffen. Und deshalb verwendet Paulus
auch an anderer Stelle im Galaterbrief den Ausdruck „Fluch des Gesetzes“.

Niemand, der auch nur das kleinste Gebot übertreten hat, kann noch vor Gottes Herrlichkeit bestehen. Gottes Maßstab ist ein vollkommener Maßstab. Bereits der kleinste Ungehorsam trennt uns von Gott. In Psalm 130,3 heißt es: „Wenn du, HERR, Sünden anrechnen willst - Herr, wer wird bestehen?“. In Römer 3,23 heißt es: „Denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes“. Berechtigterweise könnten jetzt einige fragen, was das Gesetz dann überhaupt bringen soll, wenn es nicht heilsnotwendig ist. Auf diese Frage will ich etwas später eingehen.

Ich möchte nochmals festhalten: Wir haben über Sklaverei gesprochen und gesehen, dass einen das Gesetz versklaven kann. Wer ein Sklave des Gesetzes ist, ist nicht frei. Er ist an das Gesetz gebunden und das Gesetz liegt auf den Schultern wie eine Last, die man nicht tragen kann.

Ich möchte nun weitergehen und über den Begriff „Christus“ sprechen. Das Wort Christus kommt in diesen sechs Versen vier mal vor.

2. Punkt: Die Quelle der Freiheit: Jesus Christus

Wir haben gesehen, dass der Versuch, Rechtfertigung vor Gott durch das Gesetz zu erlangen, nicht gelingt. Die Frage ist nun: Was kann ich denn dann tun, um vor Gott gerechtfertigt zu werden? Die Antwort ist: sola fide – allein der Glaube.

Und sogar der Glaube kommt nicht von dir heraus, sondern dass du überhaupt glauben kannst, ist ein Geschenk Gottes. Das einzige, was dich (und auch die Galater) vor Gott rechtfertigen kann, das, was deine Schuld, die du auf dich geladen hast, von dir nimmt, ist der Tod und die Auferstehung von Jesus Christus. In Johannes 3,16 heißt es: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ alle, die
an ihn glauben“. Ich habe vorher Röm 3,23 zitiert. Ich möchte den Vers nochmals lesen und den darauffolgenden Vers: „denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“ Es wäre fatal für uns wenn nach Vers 23 ein Punkt wäre. Wir hätten keine Hoffnung auf Erlösung. Es gäbe nichts, was uns Anlass zur Freude geben könnte. In Römer 3,24 steht das Wort „umsonst“, das heißt gratis, ohne etwas dafür tun zu müssen, ohne etwas dafür bezahlen zu müssen.

Ich möchte auch in der anderen Stelle, die ich vorher vorgelesen haben, weiterlesen: Psalm 130 ab Vers 3: „Wenn du, HERR, Sünden anrechnen willst - Herr, wer wird bestehen? Denn bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.“ Wer gottesfürchtig sein will, darf nicht versuchen, durch das Gesetz vor ihm zu bestehen, sondern Gottes Vergebung in Anspruch zu nehmen. Ich lese noch die Verse 7 und 8 aus Psalm 130: „hoffe Israel auf den HERRN! Denn bei dem HERRN ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm. Und er wird Israel erlösen aus allen seinen Sünden.“ Es steht nicht da „ihr werdet euch selbst erlösen“, sondern es heißt „ der Herr wird euch erlösen“.

Und genau das hat er getan, als er selbst Mensch wurde in Jesus Christus und als sündloser Mensch alle Schuld auf sich genommen hat, indem er sich hat kreuzigen lassen und nach drei Tagen von den Toten auferstanden ist. Das, was Jesus Christus für uns getan hat, ist die Gnade Gottes. Es ist die Erlösung, die ein Geschenk
ist, das keiner verdient hat. Und das allein reicht aus. Wenn ich das glaube, brauche ich nichts weiteres, um die vollkommene Erlösung zu haben. Und damit bin ich beim dritten Punkt.

3. Punkt: Was nun ist wahre Freiheit?

Nach allem, was wir bisher gehört haben, können wir nun erkennen, von was für einer Freiheit Paulus hier spricht. Wahre Freiheit besteht darin, nichts tun zu müssen, um vor Gott gerechtfertigt zu werden außer zu glauben und sogar der Glaube ist geschenkt durch den heiligen Geist, der in uns wirkt. In Vers 5 heißt es „wir erwarten durch den Geist aus Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit“. „Hoffnung der Gerechtigkeit“ bedeutet das Hoffen auf die Gerechtigkeit, die bei Gott ist. Die Welt in der wir leben ist noch nicht gerecht. Die wahre vollkommene Gerechtigkeit werden wir erleben, wenn wir durch Jesus Christus nach unserem Tod für immer Gemeinschaft mit Gott haben können. Gott wird gerecht richten. Wenn er diejenigen gerecht richtet, die sich aus dem Gesetz rechtfertigen wollen, wird das nicht reichen. Man kann von sich selbst aus Gottes Maßstab nicht erfüllen. Wer das versucht, verachtet die Vergebung die Jesus Christus anbietet. Er verachtet damit alles, was Christus getan hat. Genau deshalb hat die judaistische Irrlehre Paulus solche Sorgen bereitet und genau das meint Paulus auch mit den Worten in Vers 4, wo es heißt „von Christus abgetrennt sein“ und „aus der Gnade gefallen sein“.

Nochmals zur Wiederholung: Was ist Freiheit? Freiheit beginnt da, wo wir nichts tun müssen, um vor Gott gerechtfertigt und von ihm erlöst zu werden, außer zu glauben (und auch der Glaube ist ein Geschenk). Es wäre von dem her auch richtig zu sagen. Wir müssen (und können auch) eigentlich gar nichts tun, um erlöst zu werden.

Aber was ist jetzt mit dem Gesetz? Was soll das Ganze nun? In Galater 3,24 schreibt Paulus Folgendes: „So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden.„ Paulus zeigt hier die Funktion des Gesetzes auf. Das Gesetz lehrt uns einerseits was Gottes Maßstäbe sind, andererseits, zeigt es uns auf, wie sündhaft wir sind, dass keiner diesen Maßstab erfüllen kann und dass Erlösung etwas Unverdientes ist.

Das Gesetz führt uns zur Dankbarkeit für das was Gott für uns getan hat. Für seine Gnade.

Frage an dich: Wenn du Gottes Gebote hältst, warum tust du das? Hast du schon einmal in deinem Herzen den Satz ausgesprochen: „Wenn ein Christ so lebt, ist er kein Christ?“ Hast du schon einmal versucht Gottes Zorn dadurch zu mildern, dass du Gutes tust und ein gutes Leben führst? Hast du schon einmal in deinem Herzen gedacht: „Wenn ich das und das tue, hasst Gott mich und ich werde nicht errettet?“ Ich selbst bin oft in einem Leistungsdenken drin, in dem ich mich schlecht fühle, wenn ich nicht eine gewisse Leistung in einer gewissen Zeit gebracht habe. Wenn ich nicht funktioniere. Das lenkt mich von Jesus ab, es lenkt mich von
Dankbarkeit ab und lenkt mich von der Freude im Herrn ab. Dabei sind diese Dinge im Vergleich zur Erlösung, die ich in Jesus Christus habe, nichts wert. Gar nichts. Ich kann nichts von meiner Leistung, nichts von meinem materiellen Erfolg, mit dem was ich mir erarbeitet habe, in den Himmel mitnehmen.

Wenn es mir im Glauben schlecht geht, wenn ich Zweifel habe, wenn ich mich von Sorgen oder auch von Materialismus umstricken lasse, habe ich oft das Gefühl weiter von Gott entfernt zu sein. Es mag sein, dass das, was ich tue, in diesem Moment nicht gut ist. Aber es ändert gar nichts an der Gnade Gottes und es schmälert auch meine Rechtfertigung in Jesus nicht. Damit sind wir nun beim vierten Punkt angekommen:

4. Punkt: Wie leben wir in dieser Freiheit?

Diejenigen, die das Buch „Alles anders, aber wie“ gelesen haben, wissen, dass es verschiedene Arten von Christen gibt. Wie auch in Amerika finden sich bei uns die folgenden Gruppen:

Zum einen wären da die Formalisten. Ihr Terminkalender ist voll von christlichen Aktivitäten. Eine Bibelstunde hier, ein Hauskreis da, ein Missionseinsatz dort und immer wieder wird großzügig Geld gespendet.

Die Gruppe der Legalisten sind die mit den Regeln, mit den Ge- und Verboten.
Nach diesen Regeln werden alle anderen einfach beurteilt.

Die dritte Gruppe sind die Aktivisten. Sie gehen auf die Straße und kämpfen für eine bessere Welt. Man findet diese auf sämtlichen Protestveranstaltungen, die irgendetwas schlechtheißen, was auch die Bibel schlechtheißt.

Die Biblizisten sind die mit dem vollen Bücherregal und man hört aus ihren Mündern oft Wendungen wie „biblische Weltanschauung“, „theologisch haltbar“ und „wie ein Christ denkend“.

Diejenigen, die von einem emotionalen Erlebnis, von einem Kick zum nächsten eilen, sind die Mystizisten.

Die vorletzte Gruppe bilden dann die Psychologisten, das sind diejenigen, die immer Leute um sich haben, die sich um sie kümmern. Sie lesen christliche Selbsthilfebücher und finden, dass die Gemeinden zu wenig für die „leidenden“ Menschen unternehmen.

Die letzte Gruppe hier sind die Sozialisten. Bei ihnen steht der Kontakt mit den anderen Christen im Mittelpunkt. Sie sind die meiste Zeit von anderen Christen umgeben.

Keine dieser Dinge, die die einzelnen Gruppen kennzeichnen, sind grundsätzlich schlecht. Aber wenn diese Dinge dein Christsein vollständig ausmachen, dann führen sie nicht zur Gnade hin, sondern können sogar von Gottes Gnade ablenken und sie aus dem Mittelpunkt verdrängen. Die Formalisten wollen selbst die Kontrolle über ihr Leben haben, den Legalisten geht die Dankbarkeit für die Gnade verloren, die Mystizisten reduzieren das Evangelium auf emotionale Erlebnisse mit Gott, die Aktivisten konzentrieren sich nur auf das Böse, die Biblizisten sind stolz, kritisch und intollerant, die Psychologisten reduzieren das Evangelium auf die Erfüllung ihrer emotionalen Bedürfnisse und die Sozialisten ersetzen die Gemeinschaft mit Gott durch die Gemeinschaft mit anderen Menschen.

Findest du dich in einer dieser Gruppen wieder? Vielleicht auch in mehreren? Die Gruppen sind ja eher Prototypen und zeigen gewisse Tendenzen auf.

Vergleichen wir mal mich mit der Gruppe der Aktivisten. Ich bin zwar nicht auf der Straße unterwegs, doch vertrete ich Meinungen wie, dass Frauen nicht abtreiben sollten, oder dass es Sünde ist, außerehelichen Geschlechtsverkehr zu haben und dass man ehrlich sein soll, auch wenn es zum eigenen Nachteil sein könnte. Das sind durchaus biblische Ansichten. Wenn ich aber die ganze Zeit nur diese Dinge im Kopf habe, verliere ich den Blick für die positiven Dinge. Ich sehe nur noch Abtreibung, unehelichen Geschlechtsverkehr und Unehrlichkeit, sehe, dass sich die Welt nicht bessert und schaue auf die Menschen die das tun von oben herab, ich entwickle Hass statt Liebe für sie und am Ende vergesse ich meine eigene Sünde und halte mich für etwas Besseres. Das ist eine Gefahr für mich, wenn ich mich nur noch Dinge im Auge habe, die nicht in Ordnung sind.

Und nun vergleichen wir mich mal mit den Formalisten. Öfter schon kam es mir so vor, dass mein Christsein nur aus allen möglichen „christlichen“ Aktivitäten besteht. Es fehlte die persönliche Zeit mit Gott, das Gebet, die Freude im Herrn. Ich habe mich nur abgestrampelt und wusste gar nicht mal wirklich, warum.

Sogar innerhalb der Gemeinde kann man schneller Gottes Gnade aus den Augen verlieren als man denkt.
Wo verlierst du die Gnade Gottes aus den Augen? Wo strampelst du dich ab, ohne auf Jesus zu schauen? Wann immer wir Christus aus den Augen verlieren und versuchen die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, stehen wir in Gefahr, nicht mehr allein durch ihn gerecht werden zu wollen, sondern auch zusätzlich durch andere Dinge. Wir mühen uns ab – alles für den Herrn – und was oder wen vergessen wir dabei? Das Gesetz hat damals von Glaube, Gerechtigkeit und Gnade abgelenkt. Nicht das Halten der Regeln war das Problem, (es ist durchaus gut, Gottes Gebote zu halten) aber dass das die Gnade Gottes aus dem Mittelpunkt verdrängt und durch etwas anderes ersetzt wurde.

Damals bei den Galatern hat es Irrlehrer gegeben – und heute gibt es sie auch noch. Es verlangt zwar keiner, dass wir zum Judentum übertreten, aber immer wieder versuchen wir, der Gnade Gottes etwas hinzuzufügen. Dann heißt es: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ oder „Gottes Gnade und das Gesetz“ oder „Gottes Wort und das, was die Kirche oder eine bestimmte Sekte sagt“ oder „Gottes Gnade und die Sakramente“ oder „Gottes Gnade und in der Gemeinde mitarbeiten“ oder „Gottes Gnade und ein guter Mensch sein“...

die biblischen Grundsätze sind folgende:

sola fide...allein durch Glauben
sola gratia...allein durch Gnade
sola scriptura...allein (durch) die Schrift

In welchen Lebensbereichen lässt du nicht Jesus regieren? Welche
Lebensbereiche kannst du nicht aus der Hand geben? Wo versuchst du noch aus dir selbst heraus, Dinge zu regeln? Wo verlierst du den Blick auf Jesus, auf seine Gnade, die er jeden Tag für dich bereit hält? Ich möchte dich dazu auffordern, Jesus mehr in deinen Alltag zu integrieren und ihn noch mehr zum Mittelpunkt deines Lebens zu machen. Du fragst dich wie das geht?

Es gibt hier kein Patentrezept, ich fordere dich aber zu Folgendem heraus: Geh mit dem Bewusstsein in den Tag, dass Jesus dich frei gemacht hat. Starte den Tag mit Gebet. Und verbring regelmäßig Zeit mit Gott und mit seinem Wort. Das wird dir helfen, die Gnade immer besser zu verstehen. Du kannst dich jederzeit in Jesus Christus geborgen wissen, du kannst dich jederzeit an ihn wenden. Der Glaube an ihn reicht aus, du musst nichts mehr tun. Wenn du Gottes Gnade noch nicht in deinem Leben erlebt hast, dann bete zu Gott, bekenne vor ihm deine Sünden, deine Sündhaftigkeit und nimm das Geschenk der Gnade, der Vergebung, die durch Jesus geschieht in Anspruch. Wenn du aus der Gnade Gottes heraus lebst, kannst du Ruhe in Gott haben und du musst dich nicht mehr abstrampeln. Ein Prediger hat einmal gesagt: „Hör auf zu zappeln, lass ihn tun!“

Ich möchte zum Schluss kommen:
Am Ende weist Paulus darauf hin, dass Erlösung nicht an äußeren Zeichen hängt, dass der Glaube aber auch im Leben erkennbar wird: Sehen wir uns den Vers Nr. 6 an: „Denn in Christus hat weder Beschneidung noch Unbeschnittensein irgendeine Kraft, sondern der durch Liebe wirksame Glaube.“

Paulus sagte zu den Galatern, dass es nicht mehr darauf ankommt, äußerlich dazuzugehören oder nicht. Die Erlösung in Jesus gilt Juden wie Heiden, Österreichern wie Deutschen, Evangelischen wie Katholischen, Männern wie Frauen, einfach jedem, der an ihn glaubt. Die allein seligmachende Kirche gibt es nicht. Es kommt auf dein Herz an, das durch den Glauben verändert wird. Es heißt, dass der „Glaube durch die Liebe wirksam ist.“ Dieser Glaube ist erkennbar. Der Glaube drückt sich durch Liebe aus. Der Glaube drückt sich durch Gutes Tun aus und ja...der Glaube drückt sich durch gute Werke aus und durch das Einhalten der Gebote. Ein echter Glaube ist erkennbar und führt zu einer Liebe, die sich auch in guten Werken ausdrückt. Der Glaube wirkt sich auf das Leben des Glaubenden aus und der Glaube verändert das Herz. Es ist gut, Gottes Gebote zu halten. Alle Gebote sind darin enthalten, Gott zu lieben und seine Mitmenschen zu lieben. Lk 10,27: „Er aber antwortete und sprach: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie dich selbst." Durch diese Liebe ist der Glaube wirksam. Es ist eine tätige Liebe, eine aktive Liebe. Diese Liebe sagt zum Hungernden nicht „Hol dir etwas zu essen“,
sondern sie gibt dem Hungernden, was er braucht. Lasst uns in Christus danach streben, immer mehr in dieser Liebe und in der Freiheit zu der er uns berufen hat, zu wandeln.

Dienstag, 7. August 2012

Was oder wen beten wir an? Das Geschaffene oder den Urheber des Geschaffenen?

Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild, das dem vergänglichen Menschen, den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren gleicht. Darum hat Gott sie auch dahingegeben in die Begierden ihrer Herzen, zur Unreinheit, so dass sie ihre eigenen Leiber untereinander entehren, sie, welche die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauschten und dem Geschöpf Ehre und Gottesdienst erwiesen anstatt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit. Amen!
Darum hat sie Gott auch dahingegeben in entehrende Leidenschaften; denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; gleicherweise haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind gegeneinander entbrannt in ihrer Begierde und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den verdienten Lohn ihrer Verirrung an sich selbst empfangen.
Und gleichwie sie Gott nicht der Anerkennung würdigten, hat Gott auch die dahingegeben in unwürdige Gesinnung, zu verüben, was sich nicht geziemt, als solche, die voll sind von aller Ungerechtigkeit, Unzucht, Schlechtigkeit, Habsucht, Bosheit; voll Neid, Mordlust, Streit, Betrug und Tücke, solche, die Gerüchte verbreiten, Verleumder, Gottesverächter, Freche, Übermütige, Prahler, erfinderisch im Bösen, den Eltern ungehorsam; unverständig, treulos, lieblos, unversöhnlich, unbarmherzig. Obwohl sie das gerechte Urteil Gottes erkennen, dass die des Todes würdig sind, welche so etwas verüben, tun sie diese nicht nur selbst, sondern haben auch Gefallen an denen, die sie verüben.

(Römer 1,21-32; Schlachter 2000)

Samstag, 21. Juli 2012

Sommerlicher Beitrag!

Eine ideale Wetterlage, um ein paar Zeilen in meinen unterernährten Blog zu schreiben. Man könnte fast meinen, es gäbe nicht genug zu erzählen oder es sei nicht genügend Angebot an Dingen, da über die man sich so schön hier auslassen kann. Oder es fehlt schlicht und einfach die Motivation. Denn - wer liest schon diesen Blog? Eine Frage, die zwar berechtigt ist, aber man bedenke auch, wie viele Bücher und Artikel geschrieben werden, die eigentlich letztlich doch keiner liest. Bei gewissen Universitätsveröffentlichungen z.B. in Fachzeitschriften, wo es um ganz speziell-spezifische Dinge geht, geht es oft nur darum, dass die Seite gefüllt ist und manchmal findet ein verzweifelter Student auch Informationen für seine Seminararbeit. Letztendlich schreibt man einen Blog ja auch für sich selbst. Hier bei Twoday sind allerdings die meisten Blogbegeisterten zu Facebook und Co. geflüchtet, da diese Angebote viel mehr Action, Fun, sinnlosen Zeitvertreib und vor allem Kommunikation mit Menschen mit denen an sonst nichts zu tun hat, versprechen. Als kleiner Nebeneffekt bieten derartige Seiten auch noch an, den Menschen gläsern zu machen und ihn und seine Freunde schön auszuspionieren. Und eigentlich tut das nichts, denn egal ob man bei Facebook ist oder nicht, ausspioniert wird man trotzdem.
So viel dazu.
Viel interessanter und wichtiger sind die Termine, an denen ich dazu privilegiert bin, vor der versammelten Gemeinde zu predigen. Diese Termine wären: 22.7.12/12.8.12/19.8.12/2.9.12
Am 22.7. und am 12.8. wird es jeweils um Markus 8,22-31 gehen. Die anderen Themen sind noch nicht fix. Auf jeden Fall habe ich vor, über einen Psalm zu predigen.
Ansonsten sei noch gesagt, dass sich trotz der Zeit, die seit meinem letzten Beitrag verstrichen ist, meine Lebenssituation unverändert geblieben ist. Das einzie ist, dass nun Sommer ist (zumindest laut Kalender) und ich mich im Hinblick auf die nächsten Semester vorwärts orientieren kann und muss. Näheres hierzu wird demnächst folgen...

Sonntag, 29. April 2012

Ein haushoher Sieg mit 56 Prozent!?

In Innsbruck hat die Bürgermeisterin 56 Prozent (von weniger als 45 Prozent der Wahlberechtigten) der Stimmen bekommen. Sie gewinnt damit deutlich (?!). Natürlich sind 56 Prozent ganz klar mehr als die Hälfte. 50,01 Prozent sind aber auch ganz klar mehr als die Hälfte. Und dennoch sind 56 Prozent nicht weit von 49,9 Prozent entfernt. Es wird gesagt "die Innsbrucker haben gewonnen" und "die Innsbrucker haben entschieden" usw. Und das, obwohl sich fast jeder Zweite in Innsbruck, der wählen gegangen ist, einen anderen Bürgermeister gewünscht hat. Man möge doch mal aufhören sich so zu verhalten, als hätte man ein Wahlergebnis von 80 oder 90 Prozent! Die Wahl sagt in keinster Weise aus, dass die Innsbrucker grundsätzlich mit ihrer Bürgermeisterin zufrieden sind. Gut die Hälfte der Leute gingen nicht zu den Wahlen und von den, die zur Urne geschritten sind, haben etwa die Hälfte die Bürgermeisterin gewählt. Macht dann etwa 25 % der Gesamtbevölkerung aus. Hinzu kommt, dass es unter den Wählern auch genügend Leute geben muss, die sich eigentlich keinen der beiden Kanditaten gewünscht hätten, aber aus Demokratiegründen trotzdem wählen gegangen sind und das für sie kleinere Übel gewählt haben. Alles in allem also haben vermutlich signifikant weniger als 25 Prozent sich wirklich diesen Wahlausgang gewünscht und sind damit zufrieden...

Montag, 16. April 2012

Ein Armutszeugnis für Innsbruck und ein Zeichen für die Regierung

In Innsbruck sind nur 52% der Wahlberechtigten zur Wahl gegangen. Jeder weiß, dass wer in Inssbruck nicht wählen geht, indirekt die ÖVP unterstützt und außerdem auf ein wertvolles Recht verzichtet. Selbst wenn die Demokratie bei uns an beiden Beinen hinkt, stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, einfach nicht mehr bei der Demokratie mitzumachen. Immerhin muss man sagen, dass die Direktwahl durchaus mehr Sagen der Bevölkerung überlässt und nicht den 40 Hanseln im Gemeinderat. Auch bei allem was nicht so optimal ist, z.B. die Tatsache, dass es so viele Listen gibt und sich kaum einer zurechtfindet.
Es ist ein Armutszeugnis, dass Leute einfach zu faul sind oder zu gemütlich, um wählen zu gehen. Es ist klar, dass eine einzelne Stimme nicht viel bewirkt. Aber jede Stimme ist Teil des Kollektivs. Gleichzeitig ist die Wahlbeteiligung ein Zeichen dafür, dass die Menschen unzufrieden mit der Regierung in der Stadt sind. Aber dies könnte man auch anders ausdrücken. z.B. stelle man sich eine Wahlbeteiligung von 100 % vor mit 50 % ungültigen Stimmen. Zumindest hätte dies die Aussage, dass das Volk durchaus die Demokratie zu schätzen weiß und sich der Einzelne auch daran beteiligt.

Längere Tage

Fast vier Monate sind vergangen und einiges hat sich getan. Ich konnte nun endlich ausziehen und wohne nunmher allein. Es war gar nicht so leicht, diese Wohung dessen Vergaberecht bei der Stadt liegt, zugewiesen zu bekommen. Nun aber ist es (fast) geschafft. Ich muss nur noch zahlen. Und da kommt mir zugute, dass ich nicht nur eine Wohnung habe, sondern auch einen neuen Nebenjob in einem Obdachlosenheim. Das Geld brauche ich momentan wirklich. Die Kosten für Ablöse, Kaution, Genossenschaft etc. summieren sich ganz ordentlich. Aber um was ich mir nie Sorgen machen muss, ist vor allem Geld. Ich weiß, dass ich immer haben werde, was ich brauche, denn der allmächtige Vater im Himmel sorgt für seine Kinder. Auch was tägliches Brot angeht. Es ist so, dass ich generell eigentlich mehr habe, als ich brauche. Das ist auf der einen Seite ein großer Segen, auf der anderen Seite bringt es eine enorme Verantwortung mit sich. Denn, wer viel hat, von dem wird viel gefordert. Auch beim Geld. Wir gehören hier in Österrich zu einem der wohlhabensten Länder der Welt. Und gerade für uns gläubige Christen ist der viele finanzielle und materielle Segen gleichzeitig eine große Verantwortung. Was machen wir daraus? Wie verwenden wir es? Wie verwalten wir es? Was brachen wir Statussymbole, Zeug und Graffel, das die Motten fressen? Und was wir (zwar nicht persönlich, aber wir machen mit) tun, ist eigentlich ein Frevel gegenüber Leuten, die hungern müssen. Wien wirft so viel Brot weg, dass man Graz einen Tag ernähren könnte. Graz wirft wahrscheinlich so viel Brot weg, dass man Innsbruck ernähren könnte und Innsbruck wirft so viel weg, dass man Kitzbühel ernähren könnte etc. Wenn man zusammenrechnet, was wir an Nahrung wegwerfen und das in Relation zu den Leuten stellt, die verhungern, wird man nachdenklich. Leider können wir Einzelnen nur begrenzt was tun, meistens geht das über den eigenen Lebensstil und das Geld, das man weggibt. Die Frage ist, ob Gott nicht irgendwann ein Gerichtswort über die maßlose Verschwendung und Vergeudung in der westlichen Welt sprechen wird. Deshalb lasst uns Christen uns einander ermutigen, einen einfachen Lebensstil anzustreben. Nach dem Motto: mehr weggeben als anschaffen. Ohne aber dabei gesetzlich zu sein. Es ist etwas, zu dem wir uns gegenseitig im Glauben und in der Gnade ermutigen müssen. Denn: unser Herz hängt sich immer wieder an materielle Dinge. Wir sind einfach so geprägt. Dies merkt man, wenn man z.B. wenn man Dinge weggibt, vor allem Geld. Je größer die Summe, desto größer der Schmerz. Trotzdem bleibt es meistens bei der Abgabe des Überflusses. Wir gehören bestimmt nicht zu der armen Witwe im Tempel. Wir gehören zur Überflussgruppe. Einige Beispiele. Warum kaufen wir neue Kleidung, wenn die alte es auch noch tut? Warum ein neues Auto, wenn es das alte noch tut? Warum eine Fernreise, wenn es auch eine kleinere Distanz tut? Nicht nur das: Dass wir überhaupt reisen können, Autos besitzen können, Kleidung kaufen können etc. ist schon mehr als genug. Natürlich dürfen wir bei alldem nicht gesetzlich werden. Sonst schauen wir nämlich auf unsere Glaubensgeschwister herab, weil sie nicht so freigiebig sind oder sich mehr Besitz anhäufen oder so. Dann kommen wir uns gut vor, besser als die anderen. Wieder einmal heißt es: "Im Sattel bleiben!".

Freitag, 30. Dezember 2011

Zitate von Bonhoeffer

"Jeder neue Morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens. Jeder Tag ist ein abgschlossenes Ganzes."

"Vom ersten Aufwachen bis zum Einschlafen müssen wir den anderen Menschen ganz und gar Gott befehlen und ihm überlassen, und aus unseren Sorgen um den Andren Gebete für ihn werden lassen."

(Brief aus der Haft, Heiligabend 1943)

Zu Weihnachten 1944 - 3 Monate vor seiner HInrichtung - schreibt Bonhoeffer an seine Verlobte und die Familie folgenden Gruß aus dem Gefängnis:

"Von guten Mächten treu und still umgeben
behütet und getröstet wunderbar, -
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr;

noch will das alte unsere Herzen quälen
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch den bittern,
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz
dann woll´n wir des Vergangenen gedenken,
unn dann gehört dir unser Leben ganz.

Laß warm und hell die Kerzen heute flammen
die Du in unsere Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen!
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so laß uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiß an jedem neuen Tag."

Dienstag, 20. Dezember 2011

Weihnachten, das Fest der (erotischen) Liebe?

Achtung: Dieser Text ist gesellschaftskritisch. Leute, die in der Spaßgesellschaft, der Konsumgesellschaft, der Wohlstandsgesellschaft, der Sexgesellschaft, der Reizüberflutungsgesellschaft, der Scheidungsgesellschaft etc. daheim sind, könnten sich angegriffen fühlen.

Eigentlich wollte ich gerade etwas anderes machen. Als ich jedoch heute in der Stadt unterwegs war, ist mir eine Werbung aufgefallen, die nicht nur in den Innsbrucker Rathaus-Galerien, sondern auch an Bushaltestellen in Innsbruck zu sehen ist.

Ein ähnliches Bild gibt es auch in männlicher Form. Von einigen Menschen, z.B. der Stadträtin Pokorny-Reitter, wird diese Werbung als sexistisch emfpunden. Zur Verteidigung sagt Peter Retter­, Center-Manager der Rathausgalerien das Folgende: „Es sollte schon klargestellt werden, dass es sich um zeitgemäße Werbung handelt, die in dieser Form schon längst zum Straßenbild unserer heutigen Zeit gehört“ (Tiroler Tageszeitung Online Ausgabe vom 7.12.11). Dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage kann man eigentlich nichts entgegensetzen. Diese Art der Werbung ist zeitgemäß, fällt nicht mehr stark auf und prägt schon seit einiger Zeit (zunehmend) das Straßenbild. Damit eine solche Werbung aber noch wirkt, muss man immer noch etwas draufsetzen. Zu schnell sind Herr und Frau Reitzüberflutungsgesellschaft abgestumpft. Was macht man da dagegen? Die Idee scheint jene zu sein, erst einmal eine geistliche (religiös motivierte) Sache (=Engel, Weihnachten, Liebe) zu nehmen und sie mit unserer im Hinblick auf Sexualität und Beziehungen absolut dekadenten Gesellschaft zu verbinden. Dann wird der Engel eine nackte Frau, die sagen zu scheint: "F*** mich jetzt gleich, ich bin dauergeil und immer zu haben", oder eben ein nackter Mann. Über dem Bild steht "das Fest der Liebe". Eindeutig bezieht sich diese Liebe hier auf die erotische Liebe. Gahz klar ist auch, dass dies in einer Gesellschaft, in der Musikvideos nichts Anderes als Softpornos sind und sogar bekennende Christen wie Justin Bieber mit derartigen Videos (http://www.youtube.com/user/kidrauhl?blend=1&ob=4) die gesamte Masse der Gesellschaft prägen, eine solche Werbung nicht mehr viel Aufsehen erregen kann. Höchstens ein paar Wellen, wie wenn man einen Kieselstein ins Wasser wirft, die sogleich wieder verschwunden sind.

Letztes Jahr gab es noch den Spruch "Zu Weihnachten ist Jesus Christus geboren" auf den Innsbrucker Plakatwänden zu lesen. Mit solch einer Werbung reißt man freilich heutzutage niemandem mehr vom Hocker. Der durchschnittliche Mensch unserer Gesellschaft scheint auf einen tiefergehenden, weiter gefassten Begriff von Liebe, nicht mehr ansprechbar zu sein. Wir haben verlernt, was Liebe wirklich ist. Es gibt kaum Beziehungen, die länger halten als Wochen oder Monate, in seltenen Fällen vielleicht Jahre. Kaum jemand hat nicht irgendwelche gescheiterten Beziehungsgeschichten hinter sich. Dass man da einen weiter gefassten Begriff von Liebe schon mal aus den Augen verlieren kann, ist nachzuvollziehen.
Der Begriff (das Konzept) Liebe ist inzwischen so komplex und unzugänglich geworden, dass man es reduzieren muss, so weit, bis nur noch das übrig bleibt, was jeder verstehen kann. Und dass ist der Geschlechtsverkehr. An Aufklärung und Wissen und Erfahrung darüber, was Sex ist, fehlt es ja nicht. Das kann ja nun wirklich jeder verstehen. Daher ist es am einfachsten, Liebe auf Erotik zu reduzieren. Ich gebe gerne zu, dass ein solches Bild bei mir eine erotische Wirkung hat, sonst gar nichts. Dieser Zwangserotisierung, die mir hier überall entgegenströmt, kann ich mich nicht entziehen. Da dürfte ich nicht vor die Türe gehen, dürfte kaum Filme schauen, dürfte nicht Zeitunglsesen, nicht Fernsehen, nicht das Internet verwenden und nicht mal aus dem Fenster sehen (gegenüber meines Fenster sind Plakatwände). Die zweite Möglichkeit, die jeder versteht, um Liebe auszudrücken, ist durch Geschenke. Letztendlich durch materielle Güter, die man jemandem schenkt bzw. geschenkt bekommt. Wenn wir nun noch weiter gehen wollen, stoßen wir jedoch an die Grenzen.

Dieser einseitige, konsumorientierte Begriff von Liebe entsteht wohl auch deshalb, weil die Gesellschaft Gott schon längst totgeprügelt hat. Man scheint zu sagen: "Sollte es die Liebe Gottes geben, dann nur insofern, als dass er mir das zu geben hat, was ich will. Weil er das aber nicht immer tut, will ich von seiner Liebe auch nichts wissen, es gibt ihn sowieso nicht."

An Weihnachten ginge es im Grunde darum, Gottes Liebe an anderen Menschen auszudrücken (zu welcher Tätigkeit Christen immer aufgefordert sind). Klar, wenn man Gottes Liebe nicht kennt, wie soll man sie dann anderen gegenüber ausdrücken? Da ist es am einfachsten, beim Sex und bei den Geschenken zu bleiben. Das oben verlinkte Video von Justin Bieber verbindet diese beiden Aspekte und trifft genau unsere heutige Gesellschaft. Leider ist dieses Video alles andere als gesellschaftskritisch.

Das Wunder von Weihnachten besteht darin, dass Gott Mensch geworden ist. Jesus war nicht nur Mensch, er war auch Gott. Und dass Jesus geboren worden ist, bedeutet Hoffnung für jeden Menschen, der von Gott entfremdet ist, der Gott nicht kennt. Denn Jesus selbst ist Gott und Jesus selbst führt zu Gott. Wenn man die Liebe, die Gott an Weihnachten ausdrückt verstehen will, muss man weiter auf Ostern schauen - denn da vollzieht sich der Grund, warum Jesus Christus überhaupt geboren worden ist. Indem er als sündloser Mensch alle Sünde getragen hat durch seinen Tod, befreit er alle jene, die an ihn glauben, von jeder Schuld. Wer diese Schuld nicht in seinem Leben erkennt, wer nicht erkennt, warum Jesus geboren worden ist, dem bleibt letztlich nichts anderes übrig, als sich den Begriff der Leibe selbst zusammenzubauen.
Wer erkennt, was Jesus Christus für ihn persönlich am Kreuz getan hat, der weiß auch, um was für eine Liebe es zu Weihnachten geht.
Wer denkt, er habe sowieso keine Schuld auf sich geladen, weiß nicht, was Liebe ist.
Wer zu Weihnachten zu Jesus Christus kommt und auf das Kreuz schaut, der kann und wird dieses Gesellschaftssystem mit anderen Augen betrachten, er wird zunehmend verstehen, wie zerstörerisch derartige Werbung ist bzw. aus was für einer von Gott entfremdeten Kultur eine derartige Werbung entsteht.

Montag, 12. Dezember 2011

Umbruch/Umzug und negativer Lärm

Nachdem sich sehr lange nichts getan hat, werde ich nun endlich doch noch von "zu Hause" ausziehen. Es ist auch Zeit geworden. Ich kenne kaum Leute in meinem Alter, die noch dauerhaft bei den Eltern wohnen. Ich merke auch schon seit längerer Zeit, dass es höchstwahrscheinlich nicht schaden würde, den elterlichen Haushalt zu verlassen. Es könnte aber eine große Umstellung sein, immerhin habe ich mich an 6 (manchmal sogar 7!) Hunde gewöhnt. Dass mir da mal nichts fehlen wird - es könnte negativer Lärm entstehen. Was das ist? Die Sache ist so: Wenn man einem dauerhaften Lärm ausgesetzt ist (z.B. tickende Uhr), gewöhnt man sich so sehr daran, dass man die Geräusche ausblendet und nicht mehr hört, also nicht mehr bewusst wahrnimmt. D.h. Ruhe ist dann nicht Ruhe, sondern Ruhe plus tickende Uhr. Nimmt man diese Uhr dann weg, dann ist nur noch Ruhe. Aber da Ruhe nicht mehr gleich Ruhe ist, hat man nun das Problem nämlich Ruhe minus tickende Uhr. An diesen negativen Lärm muss man sich dann erst mal gewöhnen.
Weiters gibt es noch eine Veranstaltung, ich werde mein Prüfungsprogramm für die Celloprüfung vorspielen, am 20.12. Sollte um 19:30 sein im MOZ. Im Jänner muss ich dann die Prüfung machen. Überhaupt wird der Jänner intensiv. Aber man kann eh nur so viel machen, wie halt geht. Wie schon gesagt, ist Stress nur eine falsche Einstellung. Viel zu tun zu haben, muss nicht zwingend Stress sein. Aber zugegeben, es ist nicht leicht, sich keinen zu machen.
Und außerdem, je mehr zu tun ist, desto mehr Zeit sollte man im Gebet verbringen. Zugegeben, das ist auch nicht leicht, aber anzustreben.

Zufallsbild

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"Die Gegenwart ist der Punkt, an welchem die Ewigkeit die Zeit berührt."

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